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61Besondere Aufmerksamkeit verdient hier der Oberlandkanal, dessen hydrotechnische Anlagen, insbesondere geneigte Ebenen, ihn zu einem Baudenkmal von Weltklasse machen. Nach über 150 Jahren fast ununterbrochener Nutzung wurden die Anlagen einer gründlichen Renovierung unterzogen, dank derer sie ab der Saison 2015 Touristen und Wassersportlern wieder zuverlässig dienen können.


Nirgendwo sonst auf der Welt finden Sie heutzutage noch solche voll wirksamen, durch Wasserräder angetriebene Maschinen, die mehr als sechzig Tonnen schwere Schiffe über trockenes Land hinweg auf eine hundert Meter hohe Anhöhe ziehen. Obwohl diese Anlagen bereits vor mehr als 155 Jahren für wirtschaftlichen Transport gebaut wurden, funktionieren sie auch heute noch einwandfrei und dienen Touristen und Wassersportlern. Dieses Meisterwerk der Technik aus dem neunzehnten Jahrhundert besteht aus fünf geneigten Ebenen, welche der Überwindung der Wasserspiegeldifferenz von beinahe 100 Metern zwischen dem masurischen Piniewo (Pinnau) See und dem Druzno (Drausen) See in der Weichseldelta dienen, wobei auch die vier Schleusen - „Ostróda“, „Ruś“, „Grüne“ und „Miłomłyn“ durchlaufen werden müssen. Die „Überfahrt“ von Schiffen über Land auf der Strecke des Kanals bietet Ihnen ein unvergessliches Erlebnis sowohl in technisch-architektonischer als auch in landschaftlicher Hinsicht.
Die Ostróda-Elbląg-Schifffahrtsgesellschaft aus Ostróda ist eine Reederei der Weißen Flotte, die entlang dieser historischen Strecke verkehrt. Der Kanal weist zudem lokale Verzweigungen auf: von Ostróda nach Stare Jabłonki und von Miłomłyn nach Iława. Im Kreis Ostróda befinden sich alle vier zum Kanalsystem gehörigen Schleusen. Auch sie dienen der Überwindung von Unterschieden in der Wasserspiegelhöhe. Hauptarchitekt und Erbauer des Kanalsystems – G.J. Steenke – erprobte hier noch eine weitere Möglichkeit zur Überwindung von Wasserspiegeldifferenzen, nämlich mittels des Grabens eines Kanals in einem künstlich aufgeschütteten Damm quer durch den Karnickie (Abiskar) See . Auf diese Weise liegt die Wasseroberfläche des Kanals etwa zwei Meter über dem Niveau des Sees. Dadurch wurde der Abschnitt Miłomłyn – Iława schiffbar gemacht.
2007 organisierte die Tageszeitung „Rzeczpospolita“ einen Wettbewerb zu den sieben Wundern Polens, in dessen Liste der Oberlankanal aufgenommen wurde. Aufgrund des historischen Charakters der Anlagen verlieh der polnische Staatspräsident dem Kanal 2011 den Titel eines historisches Denkmals. Es wird angestrebt, das System der geneigten Ebenen in die UNESCO-Welterbeliste aufzunehmen.

Fotogalerie: Oberlandkanal